“Ach wär’ ich doch ein Huhn ….” Das dachte ich mir nach dem Besuch bei Stephen und Anna-Lena vom Eierhof Häussler in Bollingen. Vor einiger Zeit habe ich den Eierkarton mit dem sympatischen Foto bei Rewe entdeckt. Der ungewöhnliche Aufdruck hatte mich neugierig gemacht, denn auf den meisten Eierkartons sind lediglich Namen oder ab und zu mal ein Huhn. Als ich dann noch bemerkte, dass der Eierhof aus unserer Region kommt, musste ich sie einfach ausprobieren. Bisher hatte ich unsere Eier immer auf dem Ulmer Wochenmarkt bei meinen samstäglichen Einkäufen besorgt. Daher waren die Erwartungen natürlich hoch. Nach dem ersten Frühstücksei waren wir alle drei überzeugt. Tolle Eier, geschmacklich sehr gut und preislich mehr als in Ordnung.
Durch Zufall habe ich entdeckt, dass der Eierhof auch noch bei Facebook vertreten ist und just in diesem Moment ein Gewinnspiel läuft. Na dann aber nichts wie ran! Als Schwabe macht man fast immer bei einem Gewinnspiel mit. Als ich dann auch noch den dritten Preis gewann habe ich mich riesig gefreut. Sofort musste ich bei Christopher anfragen ob die Möglichkeit eines Interviews besteht.
Perfekt – denn was passt besser zu mir als viel Gegacker? 🙂
Bei strahlendem Sonnenschein fuhren wir nach Bollingen und parkten vor dem Bauernhof. Das Verkaufshäuschen ist nicht zu übersehen. Ich konnte mir einen Blick in das Häuschen nicht verkneifen und war doch erstaunt, dass es nicht nur Eier gab. Selbstgemachte Brotaufstriche, eingemachtes Gemüse, Nudeln in verschiedenen Sorten und hausgemachter Eierlikör. Verflixt warum hatte ich nur meinen Geldbeutel nicht dabei?
Stephen hatte bereits mit 16 Jahren die ersten 25 Hühner von seiner Oma abgekauft und seine Leidenschaft zum Federvieh entdeckt. Mit Unterstützung seiner Eltern bewirtschaftet er inzwischen über 2000 Hühner, welche in mobilen Ställen außerhalb von Bollingen leben.
Anna-Lena ist für das Marketing zuständig und hatte die tolle Idee mit dem Aufdruck auf den Eierwaben, welcher sicherlich nicht nur mich auf den Eierhof aufmerksam gemacht hat.
Unsere Tour startete direkt auf dem Bauernhof mit dem Hofladen. Das Häuschen ist immer geöffnet. Abends wird die Türe lediglich zugemacht, damit keine Nachbarskatzen oder gar ein Fuchs sich die Eier schnappen kann. Es gibt Kunden, welche nach der Nachtschicht in den Morgenstunden vorbeikommen und sich frische Eier oder einen Brotaufstrich einkaufen. Die Bezahlung ist absolute Vertrauenssache. Familie Häussler hat im Hofladen eine Kasse stehen, in die jeder Kunde den zu bezahlenden Betrag einwerfen kann. Stephen ist auf die Ehrlichkeit der Kunden sehr stolz. Anna-Lena und Stephen führten uns über den Hof und präsentierten uns die einzelnen Stationen welche ein Ei durchläuft, bevor es verkauft werden kann.
In der Packstation erläuterte uns Stephen ausführlich, welche Voraussetzungen solch ein Raum benötigt, um zugelassen zu werden. Spezielle Wand- und Boden-Beschichtung, die Raumgröße und sogar das verwendete Material wird akkurat eingehalten, wie es die Vorschriften verlangen. Stephan hatte nicht zuerst renoviert, sondern sich im Vorfeld mit den Behörden in Verbindung gesetzt und dann anhand der Auflagen den ehemaligen Schweinestall in die Packstation verwandelt.
Das Herzstück der Station ist die Eiersortiermaschine von Moba. Diese stammt aus den 70ern und wurde auf Herz und Nieren geprüft, gesäubert, lackiert und allgemein saniert.
Der Kontrolleur war sehr erstaunt, dass die alte Lady die Gewichtsprüfung ohne Probleme meisterte.
Jedes einzelne Ei wird durchleuchtet, um Dinge wie Bluteier oder Risse in der Schale auszusortieren. Bei der Durchleuchtung wird außerdem die Luftblase des Eis kontrolliert. Anhand der Luftblase ist erkennbar, wie frisch das Ei ist. Desto größer die Blase desto älter das Ei. Da die Eier auf dem Häussler Hof frisch sind, konnte er uns jedoch kein auffälliges Ei zeigen. Dafür zeigte uns Stephen ein Ei mit einem Riss im inneren der Schale. Solche Eier müssen aussortiert werden, da sie dem Qualitäts- und Hygieneschutz nicht entsprechen. Das Fehler rein optisch gesehen auch etwas tolles sind sieht man an dem Foto.
Anschließend durften wir Anna-Lena und Stephen noch in einen der hochmodernen, mobilen Hühnerställe begleiten. Die Hühnerschar lag gerade ganz entspannt in der Sonne und wartet schon auf das Abendessen. Denn Punkt 15:00 Uhr lädt das Automatisierte Hühnerheim die Damen zu Tisch. Im Vorfeld hatte Stephen uns die Größe der Ställe erklärt und ich hatte natürlich schon Fotos auf der Homepage und der FB-Seite gesehen. Aber wenn man davor steht ist es doch noch einmal anders. Stephan hat sich für einen NATURA Camp von Big Dutchman entschieden, da ihn das durchdachte Gesamtkonzept überzeugt hat.
Neben dem Stall steht jeder Hühnerschar ein Freigehege von ca. zwei Fussballfeldern zur Verfügung. Sollte es ihnen dennoch einmal langweilig werden, hat sich Stephen auch ein Spielgerät für die Damen einfallen lassen und das wird sicherlich nicht die letzte Idee auf dem Hühnerhof gewesen sein.
Der Eierhof Häussler hatte bisher nicht nur Damen ein Zuhause geboten. Stephens Tierliebe hatte ihn dazu bewogen 15 Zwitterhähne vor dem sicheren Tod zu bewahren. Inzwischen haben die Hähne ein neues Zuhause gefunden und es geht ihnen prächtig.
Kurz nach der Stall-Eröffnung mussten die beiden Jungunternehmer einen herben schlag erleiden. Die Vogelgrippe hatte für Anna-Lena und Stephens Damen Hausarrest zur Folge und somit durften auch keine Eier verkauft werden. Die Stallpflicht dauerte nicht lange und ihre Hühnerdamen blieben zum Glück von der Grippe verschont.
Für Stephen stehen die Hühner an erster Stelle und das merkt man ihm an. Sein Betrieb geht über das blosse Fachwissen hinaus. Mit viel Liebe und Sorgfalt kümmert er sich um seine Hühner und das schmeckt man in jedem Ei.
Ich war vor dem Besuch bei Anna-Lena und Stephen schon ein überzeugter Kunde und jetzt muss ich bei jedem Blick auf die Eierschachtel ein bisschen schmunzeln und erinnere mich an den Besuch bei den neugierigen Damen zurück. Vor dem öffnen der Tür musste übrigens brav angeklopft werden. *hihi*
Wenn Du in der Nähe von Bollingen unterwegs bist dann schau doch einfach mal im Eier Häussle(r) vorbei. Über ein LIKE auf FB würden die beiden sich ebenfalls sehr freuen.
Vielen Dank an Anna-Lena und Stephen für den tollen Rundgang und den leckeren Gewinn.
Ich bin ein absoluter Fan von regionalen Produkten. Daher beziehe ich zum Beispiel mein Mehl von der Schapfenmühle und meine Milchprodukte von der Hofmolkerei Mäckle.
Ein Gedanke zu „Regionale Produkte: Zu Besuch auf dem Eierhof Häussler“